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Archive for November 2010

Nach der Kapitelübersicht, nun noch ein paar Kritikpunkte von mir:

Die Idee des Buches ist bestimmt interessant, zumindest nicht das, was man beim Titel erwarten würde. Anfangs sind Gedankengänge der Protagonistin auch nachvollziehbar und irgendwie ansprechend – was sich im Verlauf des Buches leider völlig auflöst und nur noch in sinnlosen, abwegigen Handlungen wurzelt. Ich meine, es ist schon komisch, wenn eine Frau von ihrem Exmann schwanger wird – das zufälligerweise kurz nach seinem Ableben merkt. Noch komischer wirds, wenn die Tochter besagter Frau wenige Tage später auch Verdacht schöpft, schwanger zu sein – was ihren Freund keineswegs aus der Ruhe bringt, immerhin ist der steril. Das nimmt die Tochter ganz entspannt hin, lässt das Thema sofort fallen und redet mit ihrem Freund stattdessen über Vögel. Großartig! Und so geht das in einer Tour…

Frau Kavian besuchte letzte Woche meine Stadt und las aus ihrem Buch – keine spannende Veranstaltung! Die Frau betrat die Bühne, setzte sich auf den Stuhl und.. wartete. Auf Fragen aus dem Publikum, aber wie soll man eine Frage stellen, wenn man das Buch noch nicht kennt?! Als dann einige zögerliche Fragesteller sich meldeten, bloß um die Stimmung irgendwie zu heben, antwortete Frau Kavian kurz, knapp, schläfrig und ohne groß auf die Frage einzugehen. Sie habe das Buch in nur einer Woche geschrieben, als ihre drei Töchter gerade beim Vater waren und die Idee zum Buch habe sie gehabt, weil auch ihr Vater vor kurzer Zeit plötzlich verstorben war. Große Parallelen zum Buch – aber entsprechenden Fragen aus dem Publikum wich die Autorin abermals aus. Und ich frage mich, wieso hält man eine Lesung, wenn man doch gar nicht erzählen möchte? Auch auf die Frage, warum Religion und gerade asiatische Glaubensrichtungen eingeflossen seien, wusste diese Frau keine Antwort. Und wieso ihre Figuren diese Namen hätten – es sei ihr einfach so eingefallen – ah ja!

Was mich beim Lesen gefreut hat, war, dass ich alles verstanden habe – nicht jedes Wort, aber doch sehr viel mehr als normalerweise bei französischen Büchern.

Mehr gibt es von mir nicht über Eva Kavians „Ne plus vivre avec lui“ zu sagen. Würde mich allerdings über andere Meinungen freuen 🙂

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„L’insouciance est le seul sentiment qui puisse inspirer notre vie et ne pas disposer d’arguments pour se défendre!“

(Tollkühnheit ist das einzige Gefühl, das unser Leben inspirieren kann und findet bloß keine Argumente, um euch dagegen zu verteidigen!)
Françoise Sagan

Die 17-jährige Cécile lebt mit ihrem Vater Raymond in Paris. Ihre Mutter ist früh gestorben, erst vor 2 Jahren holte Raymond seine Tochter aus einem Internat zu sich nach Hause. Seitdem genießen die beiden das leichte Leben reicher Leute. Raymond, großzügig, charmant und gutaussehend, wechselt seine Geliebten mindestens alle paar Monate. Für Cécile ist er mehr bester Freund als Vater, sie steht für ihn an oberster Stelle.

Den Sommer wollen beide zusammen mit Raymonds jüngster Eroberung, Elsa Mackenbourg, in einer Villa an der Côte d’Azur verbringen. Die drei führen ein unbeschwertes Leben zwischen Strand, Villa und Partys. Cécile macht sich keine Gedanken um die Zukunft, obwohl sie gerade durch ihre Prüfungen gerauscht ist. Sie lebt im Hier und Jetzt.

Kurz nach ihrer Ankunft in der Villa lernt Cécile den Jurastudenten Cyril kennen.

Ich hatte nicht viel übrig für die Jugend. Ich zog die Freunde meines Vaters vor, Männer von vierzig, die mich mit ausgesuchter, fast gerührter Höflichkeit behandelten und mir mit einer Zartheit begegneten, in der etwas von einem Vater und etwas von einem Liebhaber war.

Trotzdem verlieben sich Cyril und Cécile ineinander.

Die Idylle wird gestört durch den Besuch der Designerin Anne Larsen, einer Freundin von Céciles verstorbener Mutter. In kürzester Zeit stülpt die gebildete und kultivierte Anne den Alltag in der Villa um, verdonnert Cécile zum Lernen und verbietet ihr den Umgang mit Cyril.

„Du solltest eigentlich wissen, dass diese Art von Vergnügen gewöhnlich in einer Klinik endet.“

Cécile hat das ungute Gefühl, Anne könnte in ihrem Vater mehr sehen als einen guten Freund und tatsächlich scheinen sich ihre Befürchtungen zu bewahrheiten.
An einem gemeinsamen Abend in Cannes, den Raymond nicht mit seiner Geliebten, sondern mit Anne im Auto verbringt, merkt auch Elsa, dass nichts mehr ist wie vorher und zieht vorerst aus der Villa aus.
Am nächsten Morgen verkünden Raymond und Anne, sie wollten heiraten.

Das würde unser ganzes Leben ändern. Unsere Unabhängigkeit war verloren. Ich sah es schon vor mir, unser Leben zu dritt: An der Seite der intelligenten und kultivierten Anne würden wir plötzlich ausgeglichene Menschen werden und jenes Leben führen, um das ich sie bisher beneidet hatte. Mit klugen, feinsinnigen Freunden, ruhigen, glücklichen Abenden …

Hin und her gerissen zwischen Bewunderung und Abscheu, spinnt Cécile eine Intrige, um Anne aus dem Leben ihres Vaters und damit auch aus ihrem eigenen Leben zu verbannen.
Mit Cyril spielt sie dabei ebenso wie mit Anne, er meint es ernst mit ihr, macht ihr sogar einen Heiratsantrag.
Immer wieder steht Cécile kurz davor, Anne an der Seite Raymonds zu akzeptieren, aber nach und nach entwickelt die Intrige ein Eigenleben, das Cécile nicht aufhalten kann. Mit fatalen Folgen…

Das Buch, leicht geschrieben und verständlich, zum Zeitpunkt des Erscheinens absolut anrüchig, schlägt heute, betrachtet man die Handlung, keine Wellen der Empörung mehr. Was es zeigt ist eine ganz eigene Stimmung, eine sommerliche, betrübte Atmosphäre mit nachvollziehbaren Charakteren frei von Klischees.
„Bonjour Tristesse“ bietet absatzweise gar Stoff für Diskussionen und insgesamt ein luftiges Lesevergnügen, perfekt für den Sommer und zugleich für jede andere Jahreszeit, es ist eine Art Sepia-Fotografie und das Vermächtnis einer sagenhaften Autorin, deren exzessives Leben leider nur ansatzweise in ihren Büchern auftaucht, die in Anbetracht dieser Frau sogar erstaunlich brav wirken.

Françoise Sagan. Ikone einer Generation und noch heute eine der bekanntesten, französischen Schriftstellerinnen.
Am 21. Juni 1935 in Cajarc, Lot geboren, entstammte Sagan, mit bürgerlichem Namen übrigens Quoirez, einer angesehenen Industriellenfamilie. Ihr Literatur-Studium an der Pariser Sorbonne brach sie ab, schrieb stattdessen ein Buch, wie sie es ihren Freunden immer prophezeit hatte. „Bonjour Tristesse“ machte sie über Nacht berühmt, brachte ihr zahlreiche Preise ein und sorgte für einen riesigen Skandal. Ihren Eltern zuliebe nahm sie ein Pseudonym an, Sagan nach der Romanfigur Boson de Sagan von Marcel Proust.

Als Autorin schrieb sie nicht nur Bücher, ebenso Theaterstücke und andere Drehbücher, Ballette, Chansons, Reiseberichte. Immer wiederkehrendes Thema waren dabei reiche Männer und besonders Frauen, die das Geld hätten, sich alle Wünsche zu erfüllen und dennoch mit der scheinbaren Sinnlosigkeit des Lebens nicht fertig werden.
Sagan, eine enge Freundin Jean-Paul Sartres, stand dem Existenzialismus nicht fern. Ihr waren die Probleme ihrer Figuren nicht fremd.

Sagans Leben, das sind fast vierzig Romane und Theaterstücke und unzählige weitere Werke und Fragmente, das sind zwei gescheiterte Ehen und ein Sohn, unzählige Affären, inspirierende, tiefgründige und oberflächliche Freundschaften zu den angesehensten Intellektuellen und Künstlern ihrer Zeit.

Denkt man an Françoise Sagan, denkt man an endlose Partys, Alkohol und Drogen, aber auch an unbezwingbare Lebensgier und ihr beinahe selbstzerstörerischer Drang nach Freiheit. Sie liebte schnelle Autos und Kasinos, ertrug Bewährungsstrafen wegen Kokainkonsums und Steuerhinterziehung und verschuldete sich schließlich so sehr, dass sie ihr Anwesen in Honfleur verkaufen musste.

Ihre letzten Lebensjahre verbrachte sie in ihrer alten Villa, die von der Witwe eines ihrer Freunde gekauft worden war, starb schließlich verarmt mit nur 69 Jahren an einer Lungenembolie.

Von ihrer eigenen Kunst war sie niemals überzeugt und trotzdem waren die Drogen für sie nicht Ansporn für Romane, sie wusste selbst, dass sie auch ohne das alles schreiben könnte, sie nahm aus purer Lust und weil sie über sich selbst bestimmen wollte.
Der französische Literaturpreisträger François Mauriac nannte sie ein „kleines, charmantes Monster“.

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Im Dashboard meines Blogs kann ich sehen, durch welche Suchanfragen Leute auf meinen Blog gekommen sind. Heute suchte jemand nach „Gruppenbester Hundeausstellung“ und das nehme ich als Ansporn, hier einmal die wichtigsten Regularien über Hundeausstellungen zu posten. Ich kann mich noch erinnern, dass ich selbst, als ich vor einigen Jahren anfing mich intensiver für Hundeshows zu interessieren, sehr daran verzweifelt bin, wie wenig man darüber im Internet findet, bzw. dass eigentlich alles nur stückchenweise herauszufinden ist und man meistens eine Menge Vorwissen benötigt.

Hundeausstellungen allgemein

Dem Hund als bestem Freund des Menschen wurde schon immer und in allen Kulturkreisen die bestmögliche Pflege zuteil. In Newcastle upon Tyne in England organisierte man schließlich 1859 die erste Ausstellung, 1863 fand in Hamburg die erste deutsche Ausstellung statt. Bis heute gilt die jährlich in Birmingham ausgetragene „Cruft’s Dog Show“ als Superlative einer Hundeschau.

Hundeausstellung spalten die Gemüter der Hundefreunde, besonders heutzutage denken viele zuerst an arme, vermenschlichte Kreaturen, die stundenlang in Käfigen warten müssen, nicht laufen und spielen dürfen und bis ins Unmögliche gekämmt, geföhnt und gestylt werden. Das ist jedoch unrealistisch! Fakt ist, dass auf jeder Show Tierschutzbestimmungen eingehalten werden müssen, Färben der Haare oder ähnliches ist strengstens untersagt und für genügend Auslauf und Bewegung der Tiere wird gesorgt, ausreichend Grünflächen zur Verfügung gestellt usw. Dazu kommt, dass Ausstellungen am Wochenende stattfinden, überall in Deutschland bzw. auch in anderen Ländern und es ist kaum jemandem möglich, mit seinen Hunden jede Woche an einer Show teilzunehmen. Die meisten Aussteller präsentieren ihre Tiere fünf oder sechs Mal im Jahr!
Leider gibt es Leute, die das übertreiben, aber diese Leute sind eine winzige Minderheit. Deshalb mein Tipp, einfach mal eine Ausstellung besuchen, mit den Ausstellern und den Organisatoren sprechen und ein Gefühl dafür bekommen, bevor man es kritisiert…

Hundeausstellungen bieten enorme Vorteile. Erstens natürlich für die gesamte Zucht. In Deutschland müssen anerkannte Züchter ihre Hunde „ankören“ lassen, das heißt, sie müssen verschiedenen Richtern vorgeführt werden, die beurteilen, inwiefern der Hund dem jeweiligen „Rassestandard“ entspricht. So wird klargestellt, dass nur hochwertige Rassevertreter in die Zucht gehen, die ihre Rasse vorzüglich repräsentieren, bei denen allerdings auch kein Merkmal übertrieben oder gar gesundheitsgefährdend dargestellt ist.
Außerdem sind Shows eine ideale Sozialisierungsmöglichkeit für Hunde, sie lernen unzählige andere Hunde ihrer Rasse, anderer Rassen und deren Menschen kennen, kommen mit Besuchern in Kontakt, müssen beispielsweise sich vom Richter abtasten und die Zähne kontrollieren lassen, was im Alltag von Vorteil ist. Ein ausstellungserprobter Hund ist im Alltag leichter zu handhaben und kann selbst mehr Freiheit genießen, weil er im Normalfall sehr gut erzogen ist. Beim Tierarztbesuch gibt es keine Probleme, weil der Hund es gewöhnt ist, sich von anderen Menschen anfassen zu lassen und auch wenn Kinder auf ihn zulaufen, wird ein Ausstellungshund die Ruhe bewahren.
Dazu kommt, dass Hundeausstellungen ebenso eine Tätigkeit zwischen Mensch und Hund sind wie gemeinsame Spaziergänge und somit beiden Spaß machen können und sollten.

Was ist ein „Rassestandard“?

Ein Rassestandard existiert für jede, von der Fédération Cynologique Internationale (FCI) anerkannte Rasse. In diesem Text wird das Idealbild der Rasse beschrieben, angefangen vom allgmeinen Erscheinungsbild, zum Wesen, der erlaubten Fellfarben, der Form des Kopfes usw. bis hin zum Gangwerk. Im Normalfall legt das Urprungslang der Rasse den Standard fest, gelegentlich auch sogenannte Patronatsländer bzw. die FCI selbst.
Kein Hund entspricht dem Standard in allen Punkten, es geht vielmehr darum, ihm so nah wie möglich zu kommen. Dabei lässt der Standard im Normalfall viele Interpretationen zu, bei den meisten Rassen ist Typenvielfalt mehr als erwünscht.
Dem Zuchtrichter fällt bei einer Hundeausstellung, richtiger Zuchtschau, die Aufgabe zu, die gemeldeten Hunde mit dem Standard zu vergleichen und zu bewerten. Diese nicht leichte Aufgabe erfüllen sie nach bestem Wissen und Gewissen, trotzdem legt jeder Richter auf andere Dinge wert und legt den Standard anders aus. Dazu kommt, dass alle Richter individuelle Schwerpunkte setzen. So passiert es, dass ein Hund, der bei einem Richter Bester der Rasse wurde, bei einem anderen Richter gar nicht platziert wird. Immerhin zählen Tagesverfassung  und das perfekte Vorführen des Hundes ebenso in die Bewertung wie die anatomische Qualität. Um einen detaillierteren Blick über die Qualität des Hundes zu erhalten und die Entscheidung des Richters zu erklären, bekommt jeder Hund einen Richterbericht und eine Formwertnote.

Formwertnoten

Zuchtschau ist nicht gleich Zuchtschau. Es gibt kleinere Sonder- und Spezialzuschtschauen, die von den Rasseclubs organisiert werden und bei denen eigene Titel vergeben werden können, nationale und internationale Rassehundezuchtschauen. Auf den internationalen Zuchtschauen wird das sogenannte CACIB vergeben, das Certificat d’Aptitude au Championat International de Beauté, eine Anwartschaft auf den Titel des Internationalen Schönheitschampions.
Einmal jährlich richtet der VDH (Verband für das deutsche Hundewesen e.V.) in Dortmund eine Bundessieger– und eine Europasiegerzuchtschau aus.
Die FCI veranstaltet pro Jahr eine Weltsiegerausstellung, die jedes Jahr in einem anderen Mitgliedsland der FCI stattfindet. Die auf dieser Ausstellung vergebenen Titel, „Weltsieger/in“ und „Weltjugendsieger/in“ gehören zu den begehrtesten Titeln überhaupt, nur wenige Hunde können diese Ehre vorzeigen.

Der Richter bewertet die vorgestellten Hunde mit den Formwertnoten Vorzüglich (V), Sehr gut (sg), Gut (g), Genügend (ggd) und Nicht genügend (nggd).
Ein V erhält der Hund, der dem Rassestandard fast gänzlich entspricht, sich zudem in ausgezeichneter Verfassung befindet und professionell vorgeführt wird. Dieser Hund muss „das gewisse Etwas“ haben und dadurch kleinste Fehler verstecken. Um einen Titel zu bekommen, muss ein Hund ein V vorweisen können. Der Erstplatzierte erhält ein V1, der Zweite ein V2, der Dritte V3 und der Vierte V4. Die weiteren, in dieser Klasse gezeigten Hunde bekommen eine unplatzierte Wertnote.
Ein sg wird dem Hund erteilt, der typisch seiner Rasse entspricht, ausgeglichen und in guter Verfassung ist. Kleinere Fehler werden durch seine Ausstrahlung vergessen gemacht, lassen allerdings keine vorzügliche Wertung zu. Ein mit sehr gut bewerteter Hund ist ein sehr guter Hund, aber kein exzellenter Hund, was dennoch auch von der Tagesverfassung abhängt.
Gut bedeutet, der Hund entspricht dem Standard in den Hauptmerkmalen, seine anatomischen Fehler sind jedoch nicht zu verbergen.
Genügend erhält ein Hund, der dem Standard nur hinlänglich entspricht, der die allgemeinhin anerkannten Rasseeigenschaften nicht besitzt oder in schlechter Körperverfassung gezeigt wird.
Ein nicht genügender Hund entspricht nicht dem Standard, weist einen disqualifizierenden und/oder die Gesundheit beeinträchtigenden Fehler auf oder zeigt standardungemäßes Verhalten.
Lässt sich ein Hund nicht vom Richter anfassen oder in der Bewegung beurteilen oder wurden an diesem Hund augenscheinlich Eingriffe vorgenommen, bleibt dieser Hund „Ohne Bewertung“. Bei letzterem muss mit weiteren Auswirkungen, wie einem Ausstellungsverbot, gerechnet werden.

In der Jüngstenklasse werden eigene Noten vergeben: viel versprechend (vv), versprechend (vsp) und wenig versprechend (wv).
In der Veteranenklasse und der Ehrenklasse gibt es keine Formwertnoten, sondern nur Platzierungen.

Klasseneinteilungen

Auf Zuchtschauen wird getrennt nach Rüden und Hündinnen gerichtet. Außerdem gibt es folgende Klassen, hier in der Reihenfolge des Richtens:

Veteranenklasse (für Hunde ab 8 Jahren)
Ehrenklasse (Hunde mit anerkannten Championtiteln)
Jüngstenklasse (Alter von 6 bis 9 Monaten)
Jugendklasse (9 bis 18 Monate)
Zwischenklasse (15 bis 24 Monate)
Championklasse (Hunde mit bestätigtem Championtitel)
Gebrauchshundeklasse (Hunde mit bestandener Arbeits- oder Jagdprüfung)
Offene Klasse (ab 15 Monaten)

Die Reihenfolge kann von Show zu Show variieren.

Siegertitel

Die mit V1 bewerteten Hunde der Zwischen-, Offenen und Gebrauchshundeklasse stechen um das CAC (Certificate d’Aptitude au Championat – nationale Anwartschaft). Ein Hund braucht vier CAC, um offiziel den nationalen Championstitel zu bekommen. Dabei müssen zwischen erstem und viertem CAC mindestens ein Jahr und ein Tag liegen.
Der mit V2 bewertete Hund der Klasse, in die das CAC vergeben wurde, rückt zum Stechen um das Reserve-CAC auf. Falls der CAC-Hund sein CAC nicht braucht, weil er beschriebenen Titel bereits hat, wird das CAC dem R-CAC-Hund zuerkannt.
Der CAC-Hund und der mit V1 bewertete Hund der Championklasse (auch Siegerklasse) stechen nun um das CACIB. Wie bei dem CAC braucht man vier CACIB, um Internationaler Champion zu werden. Diese CACIB müssen in mindestens 3 unterschiedlichen Ländern und mindestens drei unterschiedlichen Zuchtrichtern gemacht werden. Um das Reserve-CACIB stechen danach der V2-Hund der Championklasse oder der R-CAC-Hund, je nachdem, aus welcher Klasse der CACIB-Hund kommt. Übrigens, kein Richter muss CAC und CACIB vergeben, wenn ihm die Hunde als nicht würdig für einen Championtitel erscheinen, wird keine Anwartschaft vergeben.

Jedem erwachsene, mit V1 bewertete Hund kann in seiner Klasse eine VDH-Ch-A vergeben werden, eine Anwartschaft für den Nationalen Champion (VDH). Mit fünf Anwartschaften erhält man diesen Titel.

Die Gewinner der Zwischen-, Offenen, Gebrauchshunde-, Veteranen- und Championklasse erscheinen danach im Ring für das Stechen um den Besten Rüden (BR) oder die Beste Hündin (BH) dieser Rasse.
Aus dem besten Rüden und der besten Hündin wird danach der beste Rassevertreter, also der Beste Hund dieser Rasse (BOB Best of Breed) ausgewählt. Der andere Hund, also der, der nicht das BOB gewinnt, ist der BOS (Best of Opposite Sex).

Die FCI hat alle Rassen in 10 Gruppen eingeteilt. Windhunde bilden beispielsweise Gruppe 10, in der alle von der FCI anerkannten Windhundrassen aufgeführt sind.
Die BOB-Hunde aller zu einer FCI-Gruppe gehörenden Rassen stechen um das BIG (Best in Group – Gruppenbester, manchmal auch BOG). Am Ende eines Ausstellungstages wird aus allen BIGs der schönste Hund der Ausstellung gewählt, der Hund, der das BIS (Best in Show) erhält.

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Das hätten Jürgen und Heinz Huth aus Berlin wohl niemals gedacht, als sie „Hallo Bimmelbahn“ komponierten: Nicht nur, dass Boney M. das Lied 1979 für „Gotta Go Home“ benutzten, dieses Jahr wird es in veränderter Form in angesagten Discos weltweit rauf und runter gespielt. Gemeint ist natürlich „Barbra Streisand“, von Duck Sauce.

Duck Sauce ist ein gemeinsames Projekt von A-Trak und Armand van Helden, gegründet 2009 in New York. Kurz nach der Gründung trat „aNYway“ seinen Siegeszug rund um den Planeten an, gespielt wurde das eigentlich überall, ich allein hab es in Paris, Amsterdam, Luxemburg, Brügge und Erfurt gehört. Sehr geiler Track, aber NICHTS gegen den neuesten Blödsinn, den sich A.v.H. und A-Trak da ausgedacht haben – und das von mir, die normalerweise nicht wirklich viel mit Disco House anfangen kann. Der Ohrwurm „Barbra Streisand“ ist einfach super lustig, macht gute Laune und Lust aufs Feiern und spätestens das Anschauen des Videos zaubert ein Lächeln ins Gesicht und das für die nächsten 24 Stunden! In Belgien haben sie schon die Spitze der Charts erobert, in Deutschland, Großbritannien, der Schweiz und anderen Ländern ist es nur noch eine Frage der Zeit und das vollkommen zurecht! Also reinhören und das nervige Regenwetter endgültig vergessen!

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Ich schreibe wie…

Eben gerade habe ich auf Skaldenmets Blog eine lustige Entdeckung gemacht: Der Schreibstil-Test der FAZ. Da schreibt man in ein Feld einfach eine Textprobe und sofort wird analysiert, welchem großen Schriftsteller dieser Stil ähnelt.
Mein Ergebnis:

Heinrich Böll

Hab den Test übrigens einige Male wiederholt, mit verschiedenen Texten natürlich, und siehe da:

Franz Kafka

Sibylle Berg

Uh, wer auch immer das ist…

Peter Handke

Sigmund Freud

Faszinierend 😀

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Bücher sind eigentlich eine tolle Sache. Finde ich zumindest. Gerade im Unterricht gibt es nichts Schöneres; Bücher sind greifbar, vermitteln Wissen, sind spielerisch und zugleich sehr vernünftig, man lernt im Normalfall ungemein viel und wenn man schon nicht jede Stunde einen Film gucken kann, dann sind Bücher eben die von den Schülern am liebsten gesehene Alternative.
Aber welche Bücher liest man heute, welche Bedeutung haben Bücher überhaupt noch? Hier ein paar Überlegungen aus den Französisch-Stunden:

Ging es im Französisch-Unterricht in den ersten drei oder vier Jahren noch hauptsächlich darum, Grammatik und Vokabeln zu lernen, steht im weiteren Verlauf eher das Sprachgefühl an und außerdem muss man Frankreich kennen lernen und dazu gehört selbstverständlich die Kultur. Naheliegend, dass da das ein oder andere Buch gelesen wird.
In meinem Kurs haben wir angefangen mit dem Klassiker, Saint-Exupérys wundervollem „Der Kleine Prinz“, dicht gefolgt von Lelords „Le voyage d‘Hector ou la recherche du bonheur“ (auf deutsch „Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück“) , wahrscheinlich wegen ähnlicher, inhaltlicher Aspekte. Im letzten Jahr nahmen wir am sogenannten „Prix des Lycéens allemands“ teil, einem von deutschen Schülern an französische Jugendbücher verliehenen Preis. Dafür lasen wir keine besonders prickelnden Bücher, vielleicht komme ich in einem späteren Artikel darauf zurück. Zudem beschäftigten wir uns mit Anna Gavalda, einer, wie ich finde, fürchterlichen Autorin, falls ich das anmerken darf, schnitten kurz verschiedenste, französische Autoren an, unter anderem Francoise Sagan, über die ich sicher noch einmal schreiben werde. Jedenfalls…

Vor einigen Wochen begannen wir mit einem neuen Thema, einem Buch, das auch der Hauptaspekt für unsere Klausur werden sollte: Albert Camus „L’étranger“ – Der Fremde.
Die Geschichte erzählt von einem Mann in Algerien, Meursault, der nicht nur seiner Umgebung, sondern auch dem Leser fremd ist und bleibt. Meursault lässt sich weder positiv, noch negativ beschreiben, er ist einfach nichts, er spricht nicht, wenn er nichts zu sagen hat, er mag kaum etwas und hasst noch viel weniger, hat nur wenige, oberflächliche soziale Kontakte und im Prinzip ist ihm alles egal. Er lebt jeden Tag mehr oder weniger gleich und verabscheut Abwechslung, auch wenn er das so nicht direkt sagt und als seine Freundin ihn fragt, ob die beiden nicht heiraten wollten, ist ihm das so gleich wie das Angebot seines Chefs, ihm einen guten Job ihn Paris zu verschaffen. Alles läuft und zwar offensichtlich ziemlich gut, man könnte sich vorstellen, dass Meursault es schafft, sein ganzes Leben so zu konzipieren und dass er damit nicht einmal unglücklich ist. Bis zu dem einen Tag, an dem Meursault aus verschiedensten Gründen und komischer Weise beinahe aus Zufall einen Araber erschießt. Von nun an verändert sich alles…
Zuerst scheint es, als sei Meursaults Fall im Algerien der 30er Jahre nichts Besonderes, ein Bagatelldelikt, das bald vom Tisch sein wird. Aber die Sache steigert sich, entwickelt etwas wie ein eigenes Leben und bald geht es in den Untersuchungen mehr um die Einstellung Meursaults zur Religion (und die ist ihm (Überraschung!) egal…) und darum, dass ihn bei der Beerdigung seiner Mutter einige Zeit vor dem Mord niemand weinen sah, als um den eigentlichen Fall. Als Sündenbock für eine zerrüttete Gesellschaft wird Meursault schließlich zum Tode verurteilt in einer Verhandlung die ihm, dem Angeklagten Meursault kaum weniger Interesse entlocken könnte.
Erst später, in seiner Zelle, beginnt der Verurteilte sich mit der Sache auseinander zu setzen. Zuerst setzt er seine Hoffnungen in die Berufung, schmiedet wahnsinnige Fluchtpläne und hofft auf Unmöglichkeiten. Nach und nach findet er sich mit seinem Schicksal ab, schwört ein letztes Mal allen Göttern ab und wünscht sich nur noch eins: „[…] am Tag meiner Hinrichtung viele Zuschauer, die mich mit Schreien des Hasses empfangen […]“

Camus packt in diese ursprünglich politisch motivierte und autobiographisch gespickte Erzählung seine eigene Philosophie, die Philosophie des Absurden. Diese geht davon aus, der nach Sinn suchende Mensch lebe in einer sinnleeren Welt. Diesen Widerspruch gilt es zu erkennen, das Schicksal als den Menschen allein vorbehalten anzuerkennen. Bezeichnend dafür auch Camus „Der Mythos von Sisyphos“ (frz. „Le mythe de Sisyphe“). Das Schicksal sei eine Angelegenheit der Menschen und müsse unter ihnen geregelt werden, heißt es darin. Jeder sei der Herr seiner Zeit und dieses zukünftige Universum ohne Gott erscheine weder steril noch wertlos. Der Mythos, der vom von den Göttern bestraften Sisyphos handelt, der jeden Tag Steine auf einen Berg rollen muss, die allerdings immer wieder nach unten rollen, endet damit, dass Sisyphos die Existenz der Götter verneint und erkennt, dass es sein Schicksal ist, Steine zu rollen und dass er alles andere trotzdem eigenmächtig entscheiden kann. „Der Kampf selbst gegen die Steine reicht aus, um das Herz eines Menschen auszufüllen. Man muss sich Sisyphos glücklich vorstellen.“

Diese Erzählungen sind übrigens schon 70 Jahre alt, wie zumindest meinem Französisch-Lehrer heute auffiel. Ihm fiel damit ebenso auf, wie alt er ist, aber das ist wieder eine andere Geschichte. Fakt ist, und das ist meinem Lehrer gleich danach aufgefallen, dass man junge Menschen heute kaum noch mit solchen Texten begeistern kann, dass sie das auch ganz anders aufnehmen, behandeln.
Er, in der DDR geboren und aufgewachsen, hat noch was erlebt, falls man das so formulieren kann, wir hingegen nicht. Wir können nichts anfangen mit Literatur die beispielsweise die Schrecken von totalitären Systemen beschreibt, weil wir bereits zweitausend Mal gehört haben, dass das nicht gut ist, schrecklich, fürchterlich, aber wir können es uns nicht vorstellen, wir hören es immer und immer wieder und irgendwann verlieren selbst diese Worte an Bedeutung. Wir verstehen es nicht richtig, wenn Kämpfe zwischen Bevölkerungsgruppen toben und Minderheiten um Rechte kämpfen müssen, wie es zum Beispiel bei „L’étranger“ behandelt wird. Wir wissen, wie das abgelaufen ist und noch immer in Teilen der Welt abläuft, dennoch: Egal wie aufgeklärt wir darüber sind und wie schlimm wir uns aufregen, wirklich vorstellen können wir uns das nicht, nichts, rein gar nichts.
Früher war es möglich, sich über Literatur nächte-, tage- und monate-, ja sogar jahrelang zu streiten, heute kann einem ein Buch gefallen oder eben nicht. Den großen, angesehenen und anerkannten Literaten schmeißt man zwar noch immer Preise hinterher, ich spreche von Günther Grass und anderen, wirklich mögen oder wenigstens kennen und damit auseinandersetzen tut sich allerdings keiner mehr, keiner der Älteren und erst recht niemand der jungen Generation. Und vor allem liefert niemand mehr Nachschub, Nachschub an großartiger, provokanter Literatur, einmal abgesehen von Schockern wie Charlotte Roches „Feuchtgebiete“, das allerdings auf anderen Ebenen provoziert…

Damit will und kann ich keinen anklagen, weil ich erstens selbst zu dieser Generation gehöre, der Generation der „U-Literatur“, wie es heute jemand formulierte, der Generation der Unterhaltungsliteratur und zweitens, weil es tatsächlich so ist, dass niemand mehr diskutieren möchte, worüber auch? Die großen Fragen sind weitestgehend geklärt und wir hier in Deutschland haben große, ich möchte größtmögliche Freiheit sagen. Die Politik langweilt, irritiert und bringt keine Ergebnisse, aber es ist ja doch nicht so schlimm, als ob man sich auflehnen müsste, einfach machen lassen und abwarten, oder was?! Den zweiten Biedermeier nannte unsere Zeit jemand und im Prinzip hat er recht. Wenn sich mal jemand, gerade in meinem Alter, für Politik engagiert und seine Meinung vertritt, wird er gleich belächelt und verspottet, niemand nimmt ihn ernst, niemand nimmt noch Politik ernst. Niemand oder sagen wir kaum jemand nimmt Religion ernst, jeder hat so seine eigene Auffassung, eine Mischung aus Religion, Atheismus, Fernsehmeinung und eingebildetem oder vielleicht manchmal sogar halbwegs wahrem Individualismus.

Und wenn heute mal Bücher im Unterricht gelesen werden, dann sind sie eine willkommene Abwechslung, besonders, da sie Gruppenarbeit versprechen, aufregendere Sachen als Frontalunterricht und ja, man diskutiert auch mal mit, aber seien wir mal ehrlich: wirklich zu Herzen nimmt sich schulische Lektüre heute keiner mehr und ich habe noch von keinem Schüler einmal ehrlich und in Entfernung zu Lehrern gehört, er hätte aus einem dieser Bücher tatsächlich etwas gelernt oder fürs Leben mitgenommen.

Würde Camus für einen Tag aus dem Grab aufsteigen, er wäre jetzt wahrscheinlich der Fremde in einer ihm völlig unverständlichen Welt und er wäre es, aus dem niemand mehr schlau wird. Es mag einige Künstler geben, denen es ähnlich ergehen würde…

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Dieses Buch fiel mir mehr oder weniger zufällig in die Hände: Ich besuchte meine Oma und aus reiner Langeweile durchsuchte ich ihren Bücherschrank, fand irgendwann die alten Bücher meiner Tante und darunter dieses: Edward Stewarts „Ballerina“, erschienen 1979. Die Geschichte zweier junger Tänzerinnen, Stephanie, die von ihrer Mutter, einer gescheiterten Tänzerin, seit jeher zum Ballett gedrängt wurde und der reichen Christine, deren Eltern ihre Faszination fürs Ballett nicht verstehen. Die beiden Mädchen werden mit 10 Jahren auf einer Ballettschule aufgenommen und freunden sich an, ziehen später sogar zusammen, obwohl beide für unterschiedliche Companien tanzen. Von da an wird ihr Leben bestimmt von Rivalitäten untereinander und gegen andere, von böswilligen Tänzerinnen, bedeutenden Choreografen und alternden Ballerinen, die sich nicht mit ihrem Alter abfinden können und wollen.
Das Buch ist ausgezeichnet recherchiert. Jemand meinte mal, selbst wenn man nichts von Ballett verstehe, könnte man nach dem Lesen dieses Buches professionell mitreden und ich denke, es stimmt. Stewart schreibt verständlich, schildert das harte Leben der Tänzer, die auf der Bühne so schön aussehen, er beschreibt die unbarmherzige Realität dessen, was für den Zuschauer einfach magisch wirkt. Es ist leicht, die Charaktere zu verstehen, vielleicht weil sie Stereotypen sind und das verzeiht man dem Autor in diesem Fall sofort.
Für Ballettfreunde ist dieses Buch ein Must Have, es gibt wohl kein realistischeres Buch über Ballett. Alle anderen werden von dem Buch überrascht und gefesselt sein, denn auch bei langweiligeren Passagen ist es verwunderlicher Weise nicht möglich, das Buch aus der Hand zu legen und nach der letzten Seite wünscht man sich sehnlichst, man hätte etwas übersehen und könnte noch viele, viele Seiten lesen.
Bedauerlicherweise wird „Ballerina“ nicht mehr gedruckt… Aber immer wieder finden Menschen das Buch, lesen es und sind begeistert. So wie Lisa C. Nelson, die auf Amazon.com schreibt: „I just finished this book, and I loved it… For the most part its accurate, and it has a wonderful story, with characters you grow attached to. I would recommend this book to anyone who loves the arts.“

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CACIB Erfurt 07/08

In Erfurt findet einmal im Jahr (und zwar jedes Jahr im Juni) eine größere, internationale Hundeausstellung statt. Hier ein paar Bilder der Jahre 2007 und 2008:

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„… Die sind die  Auserwählten, denen schöne Dinge einzig Schönheit bedeuten.
So etwas wie ein moralisches oder ein unmoralisches Buch gibt es nicht. Bücher sind gut geschrieben oder schlecht geschrieben, weiter nichts! …“

Vor einigen Tagen oder wahrscheinlich sind es mittlerweile schon Wochen, las ich oben zitiertes Buch. Seitdem geht es mir nicht mehr aus dem Kopf, ich kann es nicht zurück in den Schrank stellen, weil ich ständig wieder darin blättere und Textstellen nachlese, ich trage es andauernd mit mir rum. Ich muss zugeben, ich ging ohne viel Enthusiasmus an die Sache ran; wie überrascht wurde ich doch! Ohne zu übertreiben muss ich sagen, dass dieses Buch alles verändert hat und es wäre zu wenig, wenn ich einfach nur sagte, es sei nun mein Lieblingsbuch. Was es natürlich ist. Die Rede ist selbstverständlich von Oscar Wildes „Das Bildnis des Dorian Gray“.

Der Ausgangspunkt der Geschichte ist schnell erzählt: Der Maler Basil Hallward malt in Anwesenheit eines Freundes, Lord Henry Wotton, ein Porträt des wunderschönen, jungen und tugendhaften Dorian Gray. Als der Junge sein Bildnis sieht und ihm klar wird, wie schön er eigentlich ist und dass dieses Bild seine Schönheit immer behalten wird, bittet er in seiner Verzweiflung darum, das Bild möge an seiner statt altern…

Die einfach erscheinende Geschichte setzt sich in fesselnder Weise mit allen Fragen des Menschseins auseinander und Wilde schreibt jede Seite, jeden Satz mit der eindrucksvollen Eleganz und Schönheit, die vielen Schriftstellern fehlt. Gegen Ende wird der Roman zwar etwas langatmig, trotzdem ist es schwer, ihn aus der Hand zu legen, man weiß ja nie, was man verpasst… Und in Anbetracht dessen, dass man sich niemals genau entscheiden kann, mit wem man nun letztlich sympathisiert, wer die besten, klügsten Ansichten hat und wie es im wirklichen Leben abläuft, wird man dieses Buch noch oft lesen. Irgendwo findet man sich in jedem der Charaktere wieder und irgendwie ist man sich noch lange nach der letzten Seite unschlüssig, was nun wirklich die Wahrheit ist. Somit ist das Buch für Leute, die gern philosophieren, nachdenken und die von der Gesellschaft aufgestellten Sitten und Tugenden hinterfragen, ja, die im Grunde alles hinterfragen, genau das Richtige, ein unbedingtes Muss.

Schon im Vorwort setzt sich Wilde mit der Rolle und der Bedeutung der Kunst auseinander, „Kein Künstler will etwas beweisen. Selbst Wahrheiten können bewiesen werden“, heißt es dort zum Beispiel oder „Alle Kunst ist zugleich Oberfläche und Symbol“. Wer mit diesen Sätzen nichts anfangen kann, wird auch dieses Buch nicht lieben, wer sich angesprochen und verstanden fühlt, wird nie wieder ein anderes Buch lesen und so sehr bewundern können wie dieses.

Und noch ein letztes: Der Maler Basil Hallward, die tugendhafte, aber langweilige Figur, sagt zu Beginn des Buches etwas, dass mich sehr berührt, obwohl es im Prinzip nichts Weltbewegendes aussagt, dass allerdings genau ausdrückt, was ich denke und ich bin froh, es in einem solchen Werk wiederzufinden.  Hallward, als der sich Wilde übrigens am ehesten sah, sagt:  „Wir leben in einer Zeit, in der die Menschen die Kunst behandeln, als ob sie dazu bestimmt wäre, eine Art Selbstbiografie zu sein. Wir haben den Sinn für absolute Schönheit verloren.“

Dem habe ich nichts hinzuzufügen. Einen wunderschönen Abend noch und die beste Empfehlung, einmal selbst Dorian Gray kennenzulernen, weil es ganz sicher niemandem schadet…

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