Nach der Kapitelübersicht, nun noch ein paar Kritikpunkte von mir:
Die Idee des Buches ist bestimmt interessant, zumindest nicht das, was man beim Titel erwarten würde. Anfangs sind Gedankengänge der Protagonistin auch nachvollziehbar und irgendwie ansprechend – was sich im Verlauf des Buches leider völlig auflöst und nur noch in sinnlosen, abwegigen Handlungen wurzelt. Ich meine, es ist schon komisch, wenn eine Frau von ihrem Exmann schwanger wird – das zufälligerweise kurz nach seinem Ableben merkt. Noch komischer wirds, wenn die Tochter besagter Frau wenige Tage später auch Verdacht schöpft, schwanger zu sein – was ihren Freund keineswegs aus der Ruhe bringt, immerhin ist der steril. Das nimmt die Tochter ganz entspannt hin, lässt das Thema sofort fallen und redet mit ihrem Freund stattdessen über Vögel. Großartig! Und so geht das in einer Tour…
Frau Kavian besuchte letzte Woche meine Stadt und las aus ihrem Buch – keine spannende Veranstaltung! Die Frau betrat die Bühne, setzte sich auf den Stuhl und.. wartete. Auf Fragen aus dem Publikum, aber wie soll man eine Frage stellen, wenn man das Buch noch nicht kennt?! Als dann einige zögerliche Fragesteller sich meldeten, bloß um die Stimmung irgendwie zu heben, antwortete Frau Kavian kurz, knapp, schläfrig und ohne groß auf die Frage einzugehen. Sie habe das Buch in nur einer Woche geschrieben, als ihre drei Töchter gerade beim Vater waren und die Idee zum Buch habe sie gehabt, weil auch ihr Vater vor kurzer Zeit plötzlich verstorben war. Große Parallelen zum Buch – aber entsprechenden Fragen aus dem Publikum wich die Autorin abermals aus. Und ich frage mich, wieso hält man eine Lesung, wenn man doch gar nicht erzählen möchte? Auch auf die Frage, warum Religion und gerade asiatische Glaubensrichtungen eingeflossen seien, wusste diese Frau keine Antwort. Und wieso ihre Figuren diese Namen hätten – es sei ihr einfach so eingefallen – ah ja!
Was mich beim Lesen gefreut hat, war, dass ich alles verstanden habe – nicht jedes Wort, aber doch sehr viel mehr als normalerweise bei französischen Büchern.
Mehr gibt es von mir nicht über Eva Kavians „Ne plus vivre avec lui“ zu sagen. Würde mich allerdings über andere Meinungen freuen 🙂
ich persönlich habe nicht viel verstanden, was das buch angeht 😉 aber ich war ebenfalls bei einer vorlesung und auf mich wirkte eva kavin sehr sympatisch, offen und lustig. sie hat fast die ganze zeit durchgeredet und erzählt. ihre inspiration und auch private geschichten.. also so ziemlich das komplette gegenteil von dem was du berichtet hast.. aber das buch an sich finde ich eigentlich ganz gut
Hallo Sonja,
ich gebe zu, jeder hat gute und schlechte Tage und vielleicht sind Eva Kavians Vorlesung normalerweise großartig und genauso, wie du berichtest und sie hatte an diesem einen Tag einfach einen sehr Schlechten erwischt.. Natürlich kann auch ich nicht in sie hineinsehen und es gibt sicher Dinge, die es völlig legitimieren, bei einer Vorlesung abwesend zu sein, was sie bei der von mir beschriebenen Vorlesung definitiv war.
Vielleicht erwarten wir auch beide etwas anderes von einer Lesung und dementsprechend fallen unsere Urteile aus. Ich wollte Frau Kavian ja nicht persönlich angreifen, aber diese eine Vorlesung war wirklich überhaupt gar nicht nach meinem Geschmack und das ist nicht nur meine Meinung, sondern auch die von einigen anderen aus dem Publikum.
Als Vergleich: Letztes Jahr war ich bei einer Lesung von Hubert Ben Kemoun, auch im Rahmen des Prix des Lycéens und das war das genaue Gegenteil von Eva Kavian: Ben Kemoun war dynamisch, hat direkt mit einzelnen Leuten aus dem Publikum gesprochen, hatte einen festen Plan und einen roten Faden und konnte trotzdem spontan Fragen aus dem Publikum einbeziehen usw.
Wie lange hast du denn schon Französisch-Unterricht? Ich kann ja nur von mir sprechen, ich habe viel verstanden, aber auch immerhin schon seit 5 Jahren Unterricht und schon einige Bücher gelesen und behandelt…
An sich finde ich das Buch auch ganz gut, wurde mir eben ab einem bestimmten Punkt einfach zu undenkbar und die Gespräche/Gedankengänge von Sylvia drehten sich im Großen und Ganzen um dasselbe… Was natürlich nur eine subjektive Einschätzung ist! Wenn das Buch nicht gut wäre, wäre es ja auch nicht beim Prix des Lycéens dabei und es muss in Belgien wohl auch ziemlich erfolgreich gewesen sein.
Übrigens toll, dass du gleich geantwortet hast und eine komplett gegenteilige Meinung hast. Bis jetzt habe ich nämlich wirklich nur Negatives über Buch und Lesung gehört…