…Gerade sind meine geliebten, leuchtend roten Lack-Pumps in der Mülltonne gelandet. Man kann einfach nicht alles mitnehmen.. Ich gebe zu, es ist mir nicht leicht gefallen und ich habe einige Zeit mit der Frage gehadert, den Absatz doch noch einmal ausbessern zu lassen. Allerdings war der nicht das einzige Manko, unzählige Stellen, an denen das Lack beschädigt war, kamen hinzu, grenzenlos verstaubt waren sie auch und außerdem standen die Schuhe nun sowieso schon seit mehr als einem Jahr der Erinnerung halber in meinem Schrank…
Richtig – ich sortiere aus! Jetzt, wo mit der Wohnung (oder besser dem Zimmer) alles klappt, geht es natürlich so langsam daran, die wichtigen Sachen zusammenzupacken und den Rest fein säuberlich in Kartons gestapelt auf dem Dachboden zu montieren. Mein Zimmer hier im elterlichen Haus gehört nämlich ab Sommer meinem Brüderchen und mein wird dann nur noch eine Ecke im Obergeschoss sein, in der Spiele, Klamotten, Bücher und sonstiger Krimskrams verstauben.
Die Bücher werden wohl meine größte Herausforderung – über 300 reihen sich in meinen Regalen und ich kann bestenfalls 50 von ihnen mit nach Briten nehmen 😥 Und welche sollen das sein?! Meine Lieblingsbücher? Oder lieber ehemalige Schulbücher, Lexika und Sachbücher, die mir vielleicht bei der Arbeit helfen könnten? Andererseits arbeite ich bei einem Verlag, meine Arbeit muss kreativ sein, sodass mir Belletristik womöglich nützlicher sein könnte? Fakten findet man immerhin auch im Internet… Aber was unterstützt mich eher, flache Unterhaltungsliteratur oder die großen Werke? Vielleicht ist mir die Weltliteratur nach der Arbeit zu schwer… Ach, ich weiß es einfach nicht!
Und erst die tausend anderen Dinge, die hier so rumkullern. Poster, Fahnen, Fotos, Postkarten – unnötiger Schnickschnack, aber hinter allem steckt eine Geschichte!
So wie hinter den Pumps… Die habe ich mir mit 15 auf Klassenfahrt in Berlin gekauft. Nein, es sind keine teuren Markenschuhe, wichtig erscheinen sie mir trotzdem. Nicht nur wegen der Klassenfahrt, die ein tolles Erlebnis war. Auf der Party zu meinem 15. Geburtstag trug ich sie und auf diese Party werde ich noch heute bewundernd angesprochen! Es war riesig, grandios und der helle Wahnsinn. Ich erinnere mich, wie meine besten Freundinnen zum Aufbauen kamen und mir eine Coppenrath & Wiese – Torte schenkten… Die natürlich noch gefroren war, aber gegessen werden musste sie trotzdem und mangels Besteck taten wir das mit Strohhalmen. Später kamen die Gäste – die Hälfte von ihnen sah ich an diesem Abend das erste Mal, viele Freundschaften sind entstanden. Und sogar ein Filmstar gab sich auf meiner Party die Kante! Und da gibt es noch soooo viel mehr, was ich erzählen könnte… Diese Schuhe soll ich nun seelenruhig gehen lassen?! Wieso hängt man überhaupt an diesem nutzlosen Zeug? Meine Pumps waren nie etwas Besonderes und seit Jahren können sie nicht mal mehr ihre eigentliche Funktion erfüllen, absatzlos wie sie im Schrank standen… Bloß wenn ich jetzt was vergesse… Irgendwie waren die Schuhe doch immer eine Brücke für mich, eine anfassbare Erinnerung an eine wundervolle Zeit, an die Zeit, in der ich beinahe sowas wie erwachsen wurde, in der ich anfing, abends feiern zu gehen und in der ich zwei ganz besonders wundervolle Freundinnen hatte. Eine ist längst weggezogen, die andere sehe ich auch kaum noch, der Kontakt hat sich verflüchtigt, aber die Schuhe erinnern an damals, als wir zusammen Erfurt unsicher machten…
Mein Bruder, den ich auf der Suche nach einer männlichen Meinung zu den Pumps befragte, meinte, ich könnte sie im Schrank stehen lassen, als Erinnerung, so wie all die Monate zuvor. Aber nein! Nein, nein, nein, nein – was nützen sie mir denn noch?! Die sind im Müll besser aufgehoben, man kann nicht alles behalten, es werden neue Schuhe dazukommen… und jetzt – genug der Worte! Es warten noch einige andere Schuhe, Taschen, Poster, Spiele und was-weiß-ich-nicht-was darauf, von mir aussortiert zu werden…
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