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Archive for 11. Oktober 2010

Eine Filmkritik zu „Max Schmeling“

Max Schmeling – das Idol einer ganzen Generation, ein rechtschaffender Ehrenmann, der nicht begreifen kann, dass sich Politik auf seine Boxkämpfe auswirken soll. Jetzt endlich seine Biographie im Kino, mit Profi-Boxer Henry Maske in der Hauptrolle.

Der Film von Uwe Boll erzählt die Geschichte Schmelings rückblickend von einem Kriegseinsatz 1943 auf Kreta: Schmeling soll einen englischen Kriegsgefangenen begleiten. Auf dem Weg kommen die beiden verbotenerweise ins Gespräch und Schmeling erzählt seine Geschichte, von seinem ersten Kampf gegen Jack Sharkey in New York, 1931 bis er als Soldat eingezogen wird, weil er den Nazis ein Dorn im Auge ist. Dazwischen liegen viele Jahre voller beruflicher und privater Höhepunkte und Tiefschläge.  Der Film packt dabei nicht nur die unzähligen Kämpfe Schmelings in eindrucksvolle Bilder, die politischen Hürden, die er bewältigen muss, seine Versuche, der politischen Realität zu entfliehen und Gutes zu tun, sondern besonders seine Liebe zur Schauspielerin Anny Ondra (Susanne Wuest).

Henry Maske, selbst Box-Weltmeister, spielt dabei die Rolle seines Lebens. Sein Spiel, anfangs etwas ruppig und ungewohnt, wirkt zuerst aufgesetzt und entfaltet erst im Laufe des Films seine ganze Größe. Denn Maske verkörpert sein Idol Max Schmeling bis in die letzte Faser und ist wahrscheinlich der Einzige, der diesem Mann ein würdiges Gesicht verleihen kann. Maske spielt Schmeling so, wie er tatsächlich war, trifft genau seinen unnachahmlichen Ton und gibt den Konflikten, die Schmeling bedrücken, ihre wahre Tragweite. Daneben agiert Susanne Wuest in der Rolle der Anny, Schmelings lebenslanger Liebe, erfrischend anders und liebenswert. Beide, Maske und Wuest, ergänzen sich großartig, sodass der Zuschauer leibhaftig miterlebt, wie zwei anfangs unendlich unterschiedlich wirkende Menschen im Laufe einiger Zeit zusammen wachsen und nicht mehr ohne einander leben können.

Ebenso brillieren die anderen Schauspieler, etwa Heino Ferch als Schmelings Trainer oder Box-Größe Arthur Abraham, der Maskes letzten Gegner Richard Vogt 1948 spielt.

Insgesamt steigert sich der Film und fährt erst in der zweiten Hälfte voll auf. Musik, Effekte und Handlung vervollständigen sich gegenseitig zu einem Kinoerlebnis, das zumindest kurzweilig ist und für Boxfreunde und Schmeling-Fans ein unbedingtes Muss darstellt.

Meiner Meinung nach kann der Film nicht mit meinem persönlichen Boxfilm-Highlight „Ali“ mithalten, was viele „Max Schmeling“-Zuschauer allerdings definitiv bestreiten werden und dementsprechend Geschmackssache ist. Die Biographie Schmelings besticht definitiv in vielerlei Hinsicht und Schmelings Auseinandersetzungen mit den Nazis, seine Versuche, jüdische Freunde zu beschützen werden vielen deutschen Zuschauern eher zu Herzen gehen als Muhammad Alis Kampf gegen Sklaverei und Unterdrückung. Max Schmeling ist in jedem Fall der bedeutendste deutsche Sportler aller Zeiten und seine Biographie ist in manchen Beziehungen auch ein betrachtliches Stück Geschichte. Ich für meinen Teil bin froh, diesen Film heute im Kino gesehen zu haben, obwohl er mich schlussendlich nicht so beeinflusst und bewegt hat, wie es andere Filme gelegentlich tun.

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Inception, eine Filmkritik

„Das Beste, was einem passieren kann: wenn die Wirklichkeit sich in einen Traum verwandelt.“ (Philippe Baron de Rothschild (1902-88))

Wer von uns ist noch nie aufgewacht und hat sich tiefsten Herzens gewünscht, der Traum möge Wirklichkeit werden? Wer musste noch nicht schmerzlich erfahren, dass im Traum alles, in der Wirklichkeit hingegen nur sehr wenig möglich ist? Und andersrum: Wer ist noch nicht aufgewacht und war so glücklich, dass man geweint hat, weil es nur ein Albtraum war und nicht real?

Diesen Momenten gibt Christopher Nolan in seinem neuen Film „Inception“ (2010) eine ganz neue Grundlage. Denn in „Inception“ ist es möglich, in Träume einzutauchen, in diese sogar Einfluss zu nehmen und sie zu gestalten. Das macht sich Protagonist Dominic Cobb (Leonardo DiCaprio) als sogenannter Extractor zu nutzen: Er versucht gemeinsam mit seinem Helfer Arthur (Joseph Gordon-Levitt) für wirtschaftliche Zwecke zu spionieren.

Eines ihrer Projekte schlägt fehl und das vermeintliche Opfer, der Geschäftsmann Saito (Ken Watanabe), versucht Copp und Arthur für ein eigenes Vorhaben zu gewinnen: die Durchführung einer Inception.  Bei einer Inception pflanzt man der Zielperson im Traum einen Gedanken ein. Die Zielperson in diesem Fall ist Robert Fischer Jr. (Cillian Murphy), ein Konkurrent Saitos, der nach dem Tod seines Vaters auf die Idee kommen soll, das Unternehmen aufzuspalten.  Copp und Arthur sind zuerst skeptisch, besonders Arthur misstraut dem Gelingen der Aktion. Schließlich willigen sie jedoch ein und bereiten mit der Traum-Architektin Ariadne, dem Fälscher Eames und dem Chemiker Yusuf (Ellen Page, Tom Hardy, Dileep Rao) die Inception vor.  Ariadne muss dabei die Traumwelten konstruieren, Eames soll die Gestalt von Fischers Paten annehmen, um diesen zu beeinflussen und der Chemiker hat die Aufgabe, die Träumenden lange genug schlafend zu halten und außerdem für die sogenannten „Kicks“ zu sorgen, die die Rückkehr in die Realität ermöglichen.

Während der Inception werden die Traumreisenden von ungeahnten Problemen heimgesucht. So hat Fischer sein Unterbewusstsein durch Sicherheitskräfte gegen fremde Eingriffe geschützt. Auch Cobbs verstorbene Frau Mal (Marion Cotillard) behindert die Inception – nach ihrem Tod taucht sie als Projektion in Cobbs Unterbewusstsein auf und stört seine Projekte.

Obwohl das Ende des Films vorhersehbar ist, zerstört das nicht die unglaubliche Wirkung. Die Story ist verzwickt und voller ungeahnter Wendungen. Wer sich auf den Film einlässt und der Fantasie freien Lauf lässt, wird belohnt mit einem Meisterwerk an Ideen, Spezial-Effekten und einzigartiger Kunst. Hans Zimmers Filmmusik untermalt den Film auf grandiose und ganz und gar nicht überladene Weise. Die Schauspieler überzeugen auf ganzer Linie und obwohl die Handlung anfangs schwer nachvollziehbar ist, ziehen die vielen Effekte jeden Zuschauer sofort in den Bann des Films. Die Traumwelten, die im Film entstehen, sind atemberaubend und diesen Film auf Kinoleinwand zu sehen, ist ein wahrer Genuss. Aber auch für Zuhause bietet Nolans Meisterstück kluge Unterhaltung, die vielfältig ausgelegt werden kann und bestimmt auch nach dem zehnten Mal Anschauen nicht langweilig wird.

Fazit: Ein filmisches Highlight, das kaum Schwachstellen aufweist und zurecht zu den erfolgreichsten Filmen aller Zeiten gehört. Ein Lichtblick für alle, denen Hollywood zu monoton geworden ist.

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