Eine Filmkritik zu „Max Schmeling“
Max Schmeling – das Idol einer ganzen Generation, ein rechtschaffender Ehrenmann, der nicht begreifen kann, dass sich Politik auf seine Boxkämpfe auswirken soll. Jetzt endlich seine Biographie im Kino, mit Profi-Boxer Henry Maske in der Hauptrolle.
Der Film von Uwe Boll erzählt die Geschichte Schmelings rückblickend von einem Kriegseinsatz 1943 auf Kreta: Schmeling soll einen englischen Kriegsgefangenen begleiten. Auf dem Weg kommen die beiden verbotenerweise ins Gespräch und Schmeling erzählt seine Geschichte, von seinem ersten Kampf gegen Jack Sharkey in New York, 1931 bis er als Soldat eingezogen wird, weil er den Nazis ein Dorn im Auge ist. Dazwischen liegen viele Jahre voller beruflicher und privater Höhepunkte und Tiefschläge. Der Film packt dabei nicht nur die unzähligen Kämpfe Schmelings in eindrucksvolle Bilder, die politischen Hürden, die er bewältigen muss, seine Versuche, der politischen Realität zu entfliehen und Gutes zu tun, sondern besonders seine Liebe zur Schauspielerin Anny Ondra (Susanne Wuest).
Henry Maske, selbst Box-Weltmeister, spielt dabei die Rolle seines Lebens. Sein Spiel, anfangs etwas ruppig und ungewohnt, wirkt zuerst aufgesetzt und entfaltet erst im Laufe des Films seine ganze Größe. Denn Maske verkörpert sein Idol Max Schmeling bis in die letzte Faser und ist wahrscheinlich der Einzige, der diesem Mann ein würdiges Gesicht verleihen kann. Maske spielt Schmeling so, wie er tatsächlich war, trifft genau seinen unnachahmlichen Ton und gibt den Konflikten, die Schmeling bedrücken, ihre wahre Tragweite. Daneben agiert Susanne Wuest in der Rolle der Anny, Schmelings lebenslanger Liebe, erfrischend anders und liebenswert. Beide, Maske und Wuest, ergänzen sich großartig, sodass der Zuschauer leibhaftig miterlebt, wie zwei anfangs unendlich unterschiedlich wirkende Menschen im Laufe einiger Zeit zusammen wachsen und nicht mehr ohne einander leben können.
Ebenso brillieren die anderen Schauspieler, etwa Heino Ferch als Schmelings Trainer oder Box-Größe Arthur Abraham, der Maskes letzten Gegner Richard Vogt 1948 spielt.
Insgesamt steigert sich der Film und fährt erst in der zweiten Hälfte voll auf. Musik, Effekte und Handlung vervollständigen sich gegenseitig zu einem Kinoerlebnis, das zumindest kurzweilig ist und für Boxfreunde und Schmeling-Fans ein unbedingtes Muss darstellt.
Meiner Meinung nach kann der Film nicht mit meinem persönlichen Boxfilm-Highlight „Ali“ mithalten, was viele „Max Schmeling“-Zuschauer allerdings definitiv bestreiten werden und dementsprechend Geschmackssache ist. Die Biographie Schmelings besticht definitiv in vielerlei Hinsicht und Schmelings Auseinandersetzungen mit den Nazis, seine Versuche, jüdische Freunde zu beschützen werden vielen deutschen Zuschauern eher zu Herzen gehen als Muhammad Alis Kampf gegen Sklaverei und Unterdrückung. Max Schmeling ist in jedem Fall der bedeutendste deutsche Sportler aller Zeiten und seine Biographie ist in manchen Beziehungen auch ein betrachtliches Stück Geschichte. Ich für meinen Teil bin froh, diesen Film heute im Kino gesehen zu haben, obwohl er mich schlussendlich nicht so beeinflusst und bewegt hat, wie es andere Filme gelegentlich tun.